„Wir verlieren unsere Kinder!“ hat Silke Müller in ihrem gleichnamigen Buch gewarnt. Warum „soziale Netzwerke einem Haifischbecken gleichen“, wie der Untertitel besagt, erläutert die Autorin, Schulleiterin und Digitalbotschafterin Niedersachsens im Großen Bildungsvortrag am 21. Oktober von 19.30 Uhr an im Klostergasthof Roggenburg. Dabei werden auch Erkenntnisse aus ihrem zweiten Buch „KI: Wer schützt unsere Kinder?“ eine Rolle spielen.
Die Zahl der Stunden, die ein Kind vor digitalen Geräten verbringt, ist dabei laut Silke Müller noch das kleinere Problem. Das Schlimmste seien die Inhalte: Gewalt, Pornographie, Rassismus – all das und noch viel mehr ist in den sozialen Netzwerken allgegenwärtig und ohne Altersbegrenzung einfach für alle sichtbar. Die Fotos, Sticker und Videos, die Kinder in ihren Messengergruppen sehen, aber auch durch Algorithmen in den Netzwerken angeboten bekommen, seien „so verstörend, dass Erwachsene kaum hinsehen können“, hat die Digitalbeauftragte Niedersachsens beobachtet: „Die meisten Eltern haben keine Ahnung, dass schon Kinder Bilder bestialischer Tierquälereien, Kriegsverbrechen und sexueller Gewalt sehen – mit dramatischen Auswirkungen auf ihre Psyche“, warnt sie. „Kinder werden im Netz subtil von pädophilen Menschen mit Fakeprofilen kontaktiert.“ Dieses Cybergrooming, vermutet Müller, sei „wohl eine der größten Bedrohungen unserer Zeit.“ Künstliche Intelligenz werde „dieses Desaster potenzieren“, prophezeit sie. Dieser Thematik hat sie sich in ihrem zweiten Buch „Wer schützt unsere Kinder?“ ausführlich gewidmet.
Auch wenn es im Moment vor allem Eltern und Erziehende sind, die sich mit der Problematik der sozialen Netzwerke und ihrer Folgen befassen: Die gesamte Gesellschaft wird sich dadurch dramatisch verändern, prophezeit Silke Müller: Die Kinder und Jugendlichen, die heute einen Großteil ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Sozialisation im Netz erleben, sind schließlich die Erwachsenen der – ganz nahen – Zukunft. „Was bedeutet das für ein Arbeiten in der Zukunft?“ fragt Müller und fordert: „Es braucht dringend einen gesamtgesellschaftlichen Ruck und ein Bewusstsein, welche Macht und Kraft soziale Netzwerke haben. Wir müssen gemeinsam nach Antworten suchen, die (Netz-)Welt zu einem besseren Ort zu machen.“
Info: Silke Müller spricht über soziale Netzwerke im Großen Bildungsvortrag des Bildungszentrums für Familie, Umwelt und Kultur am Kloster Roggenburg am Montag, 21. Oktober, von 19.30 Uhr an. Kartenreservierung unter Tel. 07 300 06 11 550 oder kartenreservierung@kloster-roggenburg.de.