Technikwerkstatt für Mädchen

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Lernen mit Spaßfaktor: Am 12. und 13. Februar hatten zwölf Schülerinnen der Jahrgangsstufe neun des Schulzentrums St. Hildegard die Gelegenheit, sich bei der Technikwerkstatt 2015 in der Visuellen Programmierung und der Konstruktion von Robotern zu erproben.

„Das Projekt hat uns richtig viel Spaß gemacht. Es ist toll, einen Einblick in Technik zu erhalten, den man sonst nicht erhalten würde. Durch die Workshops kennen wir uns jetzt zuhause auch viel besser mit technischen Geräten aus als zuvor“, erzählen Karla Mehlich und Clarissa Henle. Sie gehören zu einer Gruppe von Schülerinnen des Schulzentrums St. Hildegard, die über vier Jahre hinweg bei der Technikwerkstatt der Hochschule Ulm in die Grundlagen moderner Technik eingeführt wurden.

Löteten die damaligen Sechstklässlerinnen 2012 noch einen mikrocontrollerbasierten Schrittzähler zusammen ist die Aufgabe 2015 schon deutlich komplexer: Die Mädchen bauen und programmieren mit Hilfe erfahrener Lehrkräfte der Hochschule Ulm kleine Roboter. Diese können laufen und mittels Ultraschallsensor Bewegungen folgen oder aber als ferngesteuerte, bewegliche Wecker auch den tiefsten Schläfer aufwecken.

Einsatz modernster Lernmittel

Die Hardware des Roboters besteht aus dem System Brick Pi, das die Konstruktionsteile von Lego Mindstorm mit dem Lerncomputern Raspberry Pi per Schnittstelle verbindet. Zur Programmierung benutzen die Schülerinnen die visuelle Programmier-Bibliothek Google Blockly und das Web-Interface Wyliodrin – Lernmittel, die auch Studierende der Hochschule Ulm entweder schon verwenden oder bald verwenden könnten, wie der betreuende Professor Reinhold von Schwerin betont: „Die Methodik der visuellen Programmierung eignet sich hervorragend, um für den Nutzer schnelle Erfolge zu erreichen. Natürlich gelangt man dabei bald an Grenzen, aber es kann durchaus der Anschluss an höhere Programmiersprachen wie Python hergestellt werden. Aktuell überlegen wir daher, ob wir die visuelle Methode nicht in bestimmten Studiengängen wie beispielsweise in der Internationalen Energiewirtschaft einführen.“

Initiiert wurde die Technikwerkstatt 2009 von der damaligen Gleichstellungsbeauftragten und Professorin Marianne von Schwerin in Kooperation mit dem damaligen Rektor des Gymnasiums St. Hildegard, Hanns Baum. „Es ist leider immer noch so, dass sehr wenig Mädchen technische Studiengänge wählen. Die Intention des Projekts war daher einerseits, Schülerinnen die ‚Faszination Technik’ durch Projektarbeit erfahrbar zu machen, und anderseits, zu untersuchen, wie sich eine frühe Förderung auf die spätere Studiums- und Berufswahl auswirkt. Wir werden die Schülerinnen in Zusammenarbeit mit St. Hildegard nach ihrem Abitur auch befragen, für welchen Studiengang sie sich letztendlich entschieden haben“, so Marianne von Schwerin.

Technik zum Anfassen

Am Projekt Technikwerkstatt nahmen drei aufeinanderfolgende Klassenstufen des Schulzentrums teil. Die jeweiligen Jahrgangsgruppen hatten dabei unterschiedliche Themenschwerpunkte. Die erste Gruppe beschäftigte sich bis 2013 unter der Betreuung von Professor Ronald Blechschmidt-Trapp mit Themen aus dem Gebiet der Mechatronik. Die zweite Gruppe, betreut von Marianne von Schwerin, arbeitete in den jährlich stattfindenden Workshops an Experimenten aus dem Fach der Elektrotechnik. Mit der Technikwerkstatt 2015 enden nun die Lernbesuche der dritten Gruppe, die sich mit Fragestellungen der Informatik auseinandersetzte. Damit ist zunächst auch das gesamte Projekt abgeschlossen. „Wir sind vor allem erstmal froh, dass der Ablauf so gut geklappt hat. Wir haben jetzt ein Portfolio erarbeitet, das wir in Zukunft direkt weiterverwenden können. Wer weiß, vielleicht gibt es ja bald eine Fortsetzung des Projekts, auch mit dem Schulzentrum St. Hildegard“, stellt die Initiatorin in Aussicht.

Bei den Schülerinnen käme eine Weiterführung auf jeden Fall gut an. Die Projektteilnehmerinnen berichten davon, dass diejenigen, die nicht an der Technikwerkstatt teilgenommen hätten, diese Entscheidung im Nachhinein schwer bereut hätten. Auf die Frage, ob sie in Zukunft denn tatsächlich ein technisches Studienfach wählen würden, antworten die Schülerinnen allerdings recht unterschiedlich. Clara Götz und Lara Sieghardt glauben eher nicht, dass sie sich für Informatik, Elektrotechnik oder einen ähnlichen Studiengang entscheiden werden: „Das Projekt war toll, am besten hat uns dabei das Löten gefallen. Aber wenn wir uns jeden Tag mit technischen Dingen beschäftigen müssten, würde das Interesse dafür wahrscheinlich recht schnell nachlassen.“

Anders sieht es bei Hanna Tangermann und Jeanette Roschinski aus. Die beiden haben schon an mehreren Schulprojekten mit technischer Ausrichtung teilgenommen und wurden durch die Technikwerkstatt an der Hochschule Ulm in ihrem Studienwunsch bestärkt: „Wir kennen uns jetzt mit Maschinen viel besser aus, haben in einige Studienbereiche hineingeschnuppert und fanden das alles sehr spannend.“ Hanna würde dabei am liebsten etwas in Richtung Informationstechnik studieren.