Schule als Erlebnisfeld

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abi-2013-zeitung-002 klein„Non vitae, sed scholae discimus“ beklagte sich schon der römischen Philosoph Seneca. Er fand, dass die Schule wenig dazu geeignet sei, junge Menschen aufs Leben vorzubereiten. Die Freie Schule Glonntal hat das Zitat einfach umgedreht. Und informiert pädagogische Fachkräfte im Rahmen eines Vortrages über ihr Lehrkonzept „Lernen durch Erfahren und Entdecken“.

Sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen – Kleinkinder nutzen bei jeder Gelegenheit ihre fünf Sinne. Nicht ohne Grund lernen sie rasend schnell, können extrem beharrlich sein und haben auch noch Riesenspaß dabei. Leider nimmt diese Begeisterungsfähigkeit mit zunehmendem Alter immer mehr ab. Sicher liegt dies auch an der extremen Veränderung in der Erlebniswelt unserer Kinder. Spielen im Freien findet, wenn überhaupt, nur noch auf standardisierten Spielplätzen statt. Dafür nehmen Fernseher, Computer und elektronisches Spielzeug immer mehr Raum ein. Statt Spaß und Spannung am eigenen Leib zu erleben, werden Kinder von Bilderreizen überflutet. So können wichtige Zusammenhänge gar nicht mehr nachvollzogen werden, es fehlen eigene Erfahrungen. Viele Lehrer wissen ein Lied davon zu singen. Doch leider finden sich in den traditionellen Lehransätzen kaum Chancen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

In der offenen Ganztagesschule im oberbayerischen Glonntal hat man sich viel mit diesen Veränderungen beschäftigt. Als sie 2007 gegründet wurde, hatten Lehrer wie Eltern ein klares Ziel vor Augen: man wollte den Kindern innerlich wie äußerlich genügend Raum geben, damit sie ihre Fähigkeiten und Talente entdecken und frei entfalten könnten. Schulleiter Hartmut Lüling beschreibt den methodischen Ansatz, der zwar auf dem staatlich genehmigten Waldorf-Lehrplan basiert, aber stets durch neue, zeitgemäße Themen ergänzt wurde und wird: „In Glonntal geht und ging es nie um die Verwirklichung einer abstrakten, starren Schulvision, jeder Unterrichtstag ist neu und authentisch. Pädagogik ist für uns ein lebendiges Gespräch, in dem die Begabungen der Kinder den Takt vorgeben. Wir betrachten uns als Erlebnis- und Erfahrungsschule, in der die Schüler lernen, auf Zusammenhänge zu kommen, die dem oberflächlichen Erleben verschlossen blieben und diese auf phantasievolle Weise miteinander zu verknüpfen.“

Von der Grundschule über die Mittlere Reife bis zum Gymnasium – stets legt die Schule großen Wert darauf, den Unterricht möglichst oft in eine andere Umgebung zu verlagern. Denn so schön und großzügig die Räumlichkeiten in Glonntal auch sind, Schulleiter Lülings Anspruch geht weit darüber hinaus: „Um Kinder gut aufs Leben und die Welt vorzubereiten, ist es wichtig, dass sie rechtzeitig kennenlernen, was sonst noch alles dazu gehört. So besucht unser Schulchor Altenheime, es finden Theaterevents statt, die Schüler machen Praktika in verschiedenen Berufssparten und helfen auch schon mal auf dem Bauernhof mit. Hinzu kommen mehrmonatige Auslandsaufenthalte in der Oberstufe und ein besonderer Höhepunkt der Unter- und Mittelstufe ist das alljährliche Ars Artium, ein einmaliges Mittelalterspiel.“

Ein besonders ausgefallenes Alleinstellungsmerkmal bietet die Freie Schule Glonntal mit dem „Schwimmenden Klassenzimmer“. Ab der Mittelstufe heißt es „Schiff ahoi“, wenn die drei Schulsegelschiffe mehrere Wochen auf große Fahrt ins Mittelmeer gehen. Der Schulunterricht auf dem weiten Meer und an fremden Küsten wird sicher jedem Schüler unvergesslich in Erinnerung bleiben. Und neben dem Spaßfaktor liefert ihnen die eigenverantwortliche, schöpferische Lernmethode eine echte Erfolgsgarantie für das spätere Berufsleben.

Am Donnerstag, den 30. Januar 2014, können sich pädagogische Fachkräfte von der Methodik und den Räumlichkeiten der Freien Schule Glonntal ein Bild machen. Im Rahmen einer kostenlosen Infoveranstaltung stehen Lehrkräfte, Eltern und Schulleiter ab 19.30 Uhr für alle Fragen gern zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Adresse ist Glonntalstraße 13 in 85625 Baiern.