Musikvideo gegen Mobbing

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Vier Schülerinnen der Mädchenrealschule St. Ursula in Augsburg erreichen „Beste Arbeit“ – eine von bundesweit nur 25 Auszeichnungen! Beim 63. Europäischen Schüler-Wettbewerb siegen sie in der Kategorie Medien in ihrer Jahrgangsstufe.

Ein typisches Mobbingschicksal erzählen und verkörpern die Siebtklässlerinnen Hanna Büching, Mathilda Gallitzendörfer, Laura Insam und Eva Metus der Mädchenrealschule St. Ursula in Augsburg mit eigener Musik und raffinierter Schnitttechnik: Unsicher betritt ein Mädchen ihr neues Klassenzimmer und wird vom ersten Augenblick an von ihren Mitschülerinnen ausgegrenzt. Das gemeine Verhalten der Klasse, die Verzweiflung des Opfers und ein – wie im antiken Drama – erzählender Chor werden filmisch abwechslungsreich gegenübergestellt: „Ein eindrucksvolles Gesamtpaket“ urteilte die Bundesjury.

„Alle haben geschrien, wir haben nicht damit gerechnet“, so beschreiben die Schülerinnen der Mädchenrealschule St. Ursula in Augsburg den Moment, als sie erfuhren, dass sie zu den Bundessiegern des Europäischen Schülerwettbewerbs gehören. Dieser wird seit 1953 allen europäischen Schulen angeboten: Schüler aller Altersgruppen setzen sich dabei schriftlich, bildnerisch oder filmisch mit europäischen Werten wie Freiheit, Toleranz und Zivilcourage auseinander. Hanna Büching, Mathilda Gallitzendörfer, Laura Insam und Eva Metus beteiligten sich mit einem Musikvideo. In der Kategorie Medien, 5. bis 7. Klasse, lautete eine der Aufgabenstellungen „Mobbing – nicht mit mir!“ Das Video „Stand up and be strong“ erzählt ein Mobbing-Schicksal mit einer Pop-Ballade, die an Pink oder Melanie Thornton erinnert.

Die Geschichte ist leider altbekannt: Eine neue Schülerin kommt in die Klasse. Ihre Mitschülerinnen schneiden und grenzen die Neue aus. Doch damit nicht genug. Die Schülerinnen stellen beleidigende Äußerungen ins Internet, das „Mobben“ nimmt immer gemeinere Formen an. Anfänglich leidet und weint das „Opfer“ von allen unbeobachtet. Aber schließlich sucht sie das Gespräch mit dem Schuldirektor.

Die Bundesjury lobte besonders die eingängige Eigenkomposition und die abwechslungsreiche Schnitttechnik des Videos. Die Bilder zeigen abwechselnd das Verhalten der Klasse, die Einsamkeit des Opfers und die drei erzählenden Sängerinnen. Das Thema „Mobbing im Internet“ thematisierte auch Bezirksrat Wolfgang Bähner, der als weiterer Stellvertreter des Schirmherren, Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, ein Grusswort sprach: „Das Internet macht es möglich, Leute anonym zu beleidigen. Dadurch fällt eine Hemmschwelle“.

Auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht wurden die vier Bundessiegerinnen durch ihre Englischlehrerin Frau Gnad-Badde. Für ein Musikvideo haben sie sich entschieden, „weil man damit die jungen Leute am besten erreichen kann. Außerdem sollte die ganze Klasse daran mitarbeiten können. In den Englischstunden entstand der Text. Der Musiklehrer Herr Herrmann hörte sich die Vorschläge für die Komposition an und gab kritische Rückmeldung. Außerdem besorgten die Lehrkräfte das professionelle Equipment. Als technisches Personal und als Schauspielerinnen waren aber ausschließlich die Schülerinnen der Klasse 7 C tätig. Einen Monat dauerte es von der ersten Idee bis zur Fertigstellung des Filmes.

Die gemeinsame Arbeit hatte tatsächlich einen Effekt für das Klima in der Klasse und in der Schule. „Die Klassengemeinschaft wurde besser“, sagt Laura. Eva fügt hinzu: „Jetzt wissen alle, dass Mobbing an unserer Schule keinen Platz hat“. Persönlich spornte die positive Resonanz auf ihren Debütfilm die vier jungen Künstlerinnen an, weitere Musikvideos zu produzieren. Nachfolger für „Stand up and be strong“ sind in Planung.

 Europäischer Wettbewerb: „dienstältester“ Schülerwettbewerb Deutschlands und der Europäischen Union

In altersgerechten Aufgabenstellungen über das Thema „Gemeinsam in Frieden leben!“ hatten rund 3.000 schwäbische Schüler 2016 beim „Europäischen Wettbewerb“ Bilder gemalt oder Texte, Collagen, Fotostecken, Kurzfilme, Reportagen, Plakate und mediale Gestaltungen entworfen. 80.000 Schüler nahmen bundesweit teil, 22.000 in Bayern. Für Schwaben-Nord wurden 96 Sieger auf Schloss Höchstädt (Lk Dillingen) geehrt, für Schwaben-Süd 121 Sieger in der Musikakademie Marktoberdorf (LK Ostallgäu). Aus allen Landessiegern deutschlandweit gibt es nochmal eine Besten-Auslese mit 600 Bundessiegern. Daraus werden bundesweit nur 25 Auszeichnungen: „Beste Arbeit“ eines Themas in einer Jahrgangsstufe ermittelt.

Text: Martin Gah

Das Foto oben zeigt (von links nach rechts) den Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten, Bezirksrat Wolfgang Bähner, die Englisch- und Kunstlehrerin Julia Gnad – Badde, den stellvertretenden Schulleiter Christian Schwarz und die mit der „Besten Arbeit bundesweit“ für die Kategorie Medien in ihrer Altersklasse ausgezeichneten Schülerinnen Mathilde Gallitzendörfer, Eva Metus, Hanna Büching und Laura Insam. Rechts im Bild sind der Abteilungsdirektor Dr. Peter Hell, Leiter des Bereichs „Schulen“ an der Regierung von Schwaben, und Sebastian Rommel, Mitglied des Bezirksvorstands der Europa-Union. Foto: Christina Bleier