Besser hätte es für die Schüler vom Schülerforschungszentrum (SFZ) Ulm kaum laufen können. Mit neun Projekten waren sie beim Regionalwettbewerb Jugend Forscht in Ulm angetreten, und fünf Medaillen brachten sie nach Hause. Insgesamt sind 19 Projekte von Ulmer Schülern ausgezeichnet worden, darunter vier als Regionalsieger. Am erfolgreichsten war das Schubart-Gymnasium mit zwei ersten, zwei zweiten und drei dritten Preisen. Der Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ wird seit zwölf Jahren von der Innovationsregion Ulm organisiert und finanziert.
Im Schülerforschungszentrum hatten die Fünfzehnjährigen Thomas Wirsing vom Schubart-Gymnasium in Ulm, Jannik Münz vom Johann-Vanotti-Gymnasium in Ehingen und Maximilian Gisa vom Kepler-Gymnasium in Ulm zusammengetan. Nun haben sie mit ihren „Messungen rund um den Brennwertkessel“ den Regionalsieg im Bereich Technik errungen. Moderne Heizkessel kondensieren das Wasser, das bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen entsteht, um mit dieser latenten Wärme den Wirkungsgrad zu erhöhen. Die Schüler brachten einige Sensoren an einem Brennwertkessel an und untersuchten damit diesen Vorgang genauer. Mit ihren Messwerten bestimmten sie neben dem Kondensationsgrad auch den Wirkungsgrad und weitere Parameter wie die Abgastemperatur. Die Jury zeigte sich besonders von der wissenschaftlichen Herangehensweise beeindruckt.
Den Regionalsieg im Fachgebiet Chemie in der Sparte „Schüler experimentieren“ holten die drei vierzehnjährigen Schubart-Gymnasiastinnen Luise Meyer zu Bexten , Lisa Schröder und Laura Mayer. Ihre ungewöhnlichen Versuchsobjekte für die Arbeit „Den Goldtröpfchen auf der Spur“ waren mehrere Käsekuchen. Die Mädchen hatten festgestellt, dass sich auf dem Baiser eines Käsekuchens unter bestimmten Bedingungen sirupartige Goldtröpfchen bilden. Das Trio wollte herausfinden, wann dies der Fall ist und woraus die Goldtröpfchen bestehen. Mit einer wissenschaftlichen Akribie, die das Jurorenteam begeisterte, widmeten sich die Mädchen dieser Aufgabe. Das Testergebnis: Die meisten Tropfen entstehen bei abgedeckten Kuchen, unabhängig von der Lagertemperatur. Mit einer sogenannten Fehlingprobe wurde nachgewiesen, dass es sich bei den Goldtröpfchen um Saccharose handelt.
Ebenfalls in der Sparte „Schüler experimentieren“ belegten Lena Köpf (12), Luisa Durspekt (12) und Natalie Allgaier (13) vom Schubart-Gymnasium Ulm den ersten Platz im Fachgebiet Mathematik/Informatik. Die drei Mädchen aus Ulm hatten den Gänseblümchen-Test „Er liebt mich… er liebt mich nicht….“ Zum Gegenstand ihrer Arbeit gemacht. Nach umfangreichen Tests über die Wahrscheinlichkeit von Liebe oder Nichtliebe wurden die Chancen hierfür in Prozent berechnet. Weil man aber zum Beispiel im Winter keine Gänseblümchen zur Verfügung hat, programmierten die Mädchen einen elektronischen Gänseblümchen-Test als App fürs Handy.
Nils Jonsson aus Ulm, Auszubildender bei der Wilken GmbH in Ulm, erzielte mit seinem Projekt „Sprachdesign leicht gemacht“ den ersten Platz im Fachgebiet Mathematik/Informatik bei Jugend forscht. Der 21-Jährige beschäftigt sich mit dem Compilerbau. Compilerbauer bedienen sich mathematischer Algorithmen, die dazu verwendet werden, die Charakteristika eines Textes zu analysieren. Nils Jonsson erforschte einen neuen Algorithmus, mit dem Programmiersprachen mit aussagekräftigeren Semantiken entwickelt werden können. Eine einfachere Syntax und Semantik helfen, Fehler wie zum Beispiel die Sicherheitslücke „Heartbleed“ in der Software OpenSSL zu vermeiden.
15 zweite und dritte Plätze
Darüberhinaus erreichten sieben Ulmer Gruppen einen zweiten und acht einen dritten Platz, darunter vier, die ihre Projekte im Schülerforschungszentrum erarbeitet hatten:
So war den Juroren das Projekt “Kleiderorigami“ von Stephanie Mrzyglod und Lisa-Maria Edrich (beide vom Schubart-Gymnasium in Ulm) eine Silbermedaille wert. Sie hatten mittels pneumatischer Elemente T-Shirts vollautomatisch zusammengelegt – eine echte Arbeitserleichterung im Alltag.
Drei weitere Projekte der Ulmer SFZ-Schüler wurden mit Bronze ausgezeichnet:
In der Sparte Chemie punkteten Felix Ahnefeld, Carsten Hahn und Enzo Palmieri (alle vom Humboldt-Gymnasium Ulm). Sie untersuchten elektrochemisch die Methanol- und Ameisensäureoxidation auf Metallelektroden und erlangten so Erkenntnisse für die Entwicklung eines elektrochemischen Detektionsverfahrens.
Den dritten Platz im Bereich Physik erreichten Nick Winter und Elisa Eisenmann vom Robert Bosch-Gymnasium in Langenau, die sich mit Driftbewegungen schwimmender Objekte in einem Wellenbad beschäftigt hatten.
Dass die jüngeren SFZ-Schüler den Größeren in nichts nachstehen bewiesen auch Pia Weber, Noah Mauritius und Leon Brachmann von der Robert-Bosch-Schule in Ulm, die die Juroren des Bereichs Technik von Schüler Experimentieren mit ihrer CNC-gesteuerten Zinkenfräsmaschine überzeugten und siegten. Sie hatten die Maschine aus der Not heraus entworfen, weil sie eine Fingerverzinkung bauen wollten, wofür es aber noch keine Maschine gab – also bauten sie halt selber eine.
Tobias Beck, Gesamtleiter aller acht Standorte des Schülerforschungszentrums, zeigte sich hoch erfreut vom Erfolg der Schüler: „Ich bin glücklich über die tollen Leistungen der Schüler. Als Schülerforschungszentrum verstehen wir uns als Ergänzung zu den Aktivitäten an den Schulen und als Unterstützung bei der Förderung von Talenten. Ich freue mich, dass die Zusammenarbeit mit den Schulen dabei so gut funktioniert. Dort werden die Grundlagen für die tollen Erfolge der Jugendlichen gelegt. Mit unserem Angebot an Expertenwissen, dem großen Forschungsnetzwerk und unserer guten Ausrüstung knüpfen wir dann da an, wo Forschung im Schulalltag zwangsläufig häufig enden muss. Die Erfolge zeigen eindrucksvoll, dass in unserer Region diese durchgängige Talentförderung möglich und sehr erfolgreich ist.“
Nächste Etappe: Landeswettbewerb
Alle Regionalsieger des diesjährigen Jugend Forscht-Wettbewerbe präsentieren ihre Projekte nun vom 26. bis 28. März in Stuttgart beim Landeswettbewerb. Die jüngeren Schüler messen sich am 7. und 8. Mai in Balingen mit den anderen Gewinnern von Schüler experimentieren. Schneiden die SFZ-Schüler dann ähnlich erfolgreich ab wie bei den Regionalwettbewerben, geht es weiter zum Entscheid auf Bundesebene, der vom 27. bis 31. Mai in Ludwigshafen stattfindet.
Im Rahmen der Feierstunde, welche die Jugend-musiziert-Preisträgerinnen Dorothee Ohngemach, Anne Baier, Isabell Schleicher und Camilla de Secondi musikalisch gestalteten, wurden auch Schulpreise verliehen. Weil sie mehr als vier Projekte zum Wettbewerb entsandt hatten, wurden das Albert-Einstein-Gymnasium Ulm-Wiblinen, die Robert-Bosch-Schule Ulm, das Schubart-Gymnasium Ulm, das Wieland-Gymnasium Biberach, das Gymnasium Ochsenhausen und das Buigen-Gymnasium Herbrechtingen von IHK-Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle mit dem IHK-Schulpreis ausgezeichnet. Das Wieland-Gymnasium Biberach erhielt zusätzlich den bundesweit verliehenen und mit 1000 Euro dotierten CTS-Schulpreis. Zudem wurde Georg Däges, Lehrer am Schubart-Gymnasium Ulm, mit dem Betreuerpreis der Heinz- und Gisela-Friedrichs-Stiftung ausgezeichnet.
sfz/iru/alg
Fotos: Innovationsregion Ulm