In erster Linie soll Kleidung zwar vor den Widrigkeiten des Wetters schützen, doch sie bringt auch viel über den Charakter eines Menschen zum Ausdruck. Umgekehrt lässt sich vieles durch Kleidung ausdrücken: Je nachdem, wie man zu bestimmten Gelegenheiten gesehen werden möchte, kleidet man sich auch entsprechend. Mode ist ein ganz wesentlicher Bestandteil jeder Gesellschaft.
Die sich in jüngerer Zeit immer schneller abwechselnden Modetrends regen ganz immens den Konsum an. Was kurzfristig die Hersteller freut, ist leider alles andere als nachhaltig: Um eine große Auswahl in allen Konfektionsgrößen flächendeckend anbieten zu können, produzieren die meisten Hersteller viel mehr Kleidungsstücke, als sie verkaufen können – der Rest wandert auf den Müll.
Zugleich kaufen die Menschen mehr Kleidung als sie – ganz rational gesehen – brauchen. Anstatt die Kleidung zu tragen, bis sie kaputt ist, wird sie oft nur so lange getragen, wie sie im Trend liegt.
Die Hersteller wissen das natürlich, und viele achten deshalb nicht auf Qualität und Haltbarkeit. Stattdesen verwenden sie möglichst billige Fasermischungen – die wiederum nur mit großem Aufwand oder gar nicht zu recyclen sind. Der schnelle Wechsel ist nicht nur für die Umwelt problematisch: Die kurzen Produktionszyklen führen nicht selten dazu, dass höhere Geschwindigkeit und/oder Überstunden von den Arbeiterinnen eingefordert werden – nicht selten ohne finanziellen Ausgleich.
Was kann der/die Einzelne also tun, um die Umwelt zu schonen und die Beteiligten in der Produktionskette vor Ausbeutung zu schützen?
- Betrachten Sie das Pflegeetikett, da stehen allerhand Auskünfte drauf.
- Wie ist das Kleidungsstück in Ihren Händen zusammengesetzt? Ziehen Sie reine Naturfasern oder recycelte Materialien vor. Vermeiden Sie Fasermischungen von Kunst- und Naturfasern.
- Lässt sich der Hersteller von Zertifizierern kontrollieren? Von welchen? Fragen Sie auch ruhig das Verkaufspersonal, was das alles bedeutet und wo die Unterschiede liegen.
- Reparieren Sie kaputte Kleidung oder machen Sie etwas anderes daraus.
- Geben Sie weiter, was nicht mehr passt oder gefällt. Werfen Sie es nicht gleich weg.
- Schauen Sie in Secondhand-Läden, auf Kleidertauschparties, Kleiderkarussells, Flohmärkten und im Internet.
- Kaufen Sie nur Sachen, die Sie wirklich brauchen oder die Ihnen wirklich sehr gut gefallen und die Sie demnach wirklich häufig tragen werden.
- Kaufen Sie bei Firmen oder in Läden, die ihr Augenmerk auf Umweltaspekte und ethische Wertschätzung legen – und die es auch ernst meinen; das kann zugegebenermaßen schwierig herauszufinden sein. Aber allein nachzufragen und vielleicht die eine oder andere Recherche zu betreiben macht schon einen Unterschied. So bemerken die Hersteller, dass es uns als Kunden eben nicht egal ist, wie die Kleidungsstücke entstehen und woraus sie bestehen.
Fischerins Kleid, Fair Fashion Store und Schneiderei, Inhaberin: Annemarie Brückner, Fischergasse 6, 89073 Ulm, Tel. 0152/29294337, www.fischerins-kleid.de
Es gibt inzwischen eine Reihe von Unternehmen – kleinere und größere – die ihren eigenen Weg gehen und auf soziale Anerkennung, Wahrung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt großen Wert legen. Ihnen ist der Respekt für Mensch und Natur wichtiger als das große Geld. Unsere Autorin Annemarie Brückner ist eine von ihnen. Sie hat ihren Laden „Fischerins Kleid“ im Fischerviertel mit den Marken ausgestattet, von deren Motivation und Aufrichtigkeit sie überzeugt ist, und einen Schneidereibereich eingerichtet, wo sie mit ihrem Mitarbeiter alles mögliche repariert und ändert.
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