„Schul- und Klassenfahrten sind in zweifacher Hinsicht ein Schlüssel bei der Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie. Sie sind als Angebote und Gelegenheiten des Sozialen Lernens und der persönlichkeitsbildenden Gemeinschaft unverzichtbar für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus sichern Klassenfahrten die wirtschaftliche Stabilität der Jugendherbergen. Klassenfahrten sind in diesem Sinne zukunftsstiftend“, so Klaus Umbach, Präsident des Landesverbands Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH), anlässlich eines Pressgesprächs am 1. Oktober in der Jugendherberge Bad Tölz.
Nach der langen Zeit der sozialen Isolation von Heranwachsenden sieht es der Landesverband als geboten an, Klassenfahrten nun ausdrücklich zu fördern, um dabei sowohl entstandene Lernlücken zu schließen als auch den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten der Begegnung und der Persönlichkeitsbildung zu eröffnen. Mehrere Studien (u.a. Deutsches Jugendinstitut) hatten bestätigt, dass Gemeinschaftserlebnisse unverzichtbar sind.
Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt von Klassenfahrten. Das bayerische Jugendherbergswerk hatte im Geschäftsjahr 2020 in Folge des Verbots von Klassenfahrten einen Gäste-Einbruch von 60 Prozent hinnehmen müssen. Seitdem das Bayerische Kultusministerium Klassenfahrten wieder gestattet, zeichnet sich zwar eine Trendwende ab – an die Bilanz des Jahres 2019 reichen die aktuellen Wirtschaftszahlen längst nicht heran.
Bilanz 2019 bis 2021: massive Einbußen
Übernachtungen 2019
Schulen: 372.000 | Familien: 253.000 | Gesamt: 1.000.000
Übernachtungen 2020
Schulen: 73.000 | Familien: 178.000 | Gesamt: 385.000
Übernachtungen 2021 (Hochrechnung)
Schulen: 100.000 | Familien: 180.000 | Gesamt: 455.000
Michael Gößl, geschäftsführender Vorstand im Landesverband: „Ein positives Signal für unsere eigene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ging in den letzten Monaten von der Gästegruppe ‚Familien‘ aus. Besonders in den Ferienmonaten konnten wir hier eine deutliche Steigerung der Zahlen verzeichnen. Wir können also nicht nur Schule, sondern sind auch für andere Gäste attraktiv – kompensieren können wir den massiven Einbruch bei Klassenfahrten damit jedoch nicht.“ Durch Familien werden derzeit knapp 40 Prozent der Buchungen und Umsätze im Landesverband generiert.
In diesem Zusammenhang richten die Jugendherbergen in Bayern einen dringenden Appell an das Bayerische Kultusministerium und erfahren dabei Unterstützung von Eltern- und Lehrerverbänden. Um die körperlichen und seelischen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche aufzufangen und um entstandene Lernrückstände und Bildungsbenachteiligungen abzubauen, soll das zuständige Ministerium künftig eine ausdrückliche Empfehlung an Schulleitungen und Eltern aussprechen, auf Klassenfahrt zu gehen. Klaus Umbach: „Klassenfahrten sind keine ‚verlorene Zeit für Spaß und Faulenzen‘. Die Jugendherbergen in Bayern plädieren dafür, diese Form der sozialen Interaktion als Mehrwert für Heranwachsende seitens der Staatsregierung deutlich aufzuwerten. Schulen und Träger der freien Jugendhilfe sind gefordert, bestmögliche Bedingungen für eine gelingende Bildungsbiografie zu schaffen.“
Foto: DJH Bayern