BRÜSSEL/WIEN. www.urlaub-ohne-kinder.de, www.adults-hotel.de,… – immer öfter bauen touristische Angebote, Urlaubsanbieter oder Gastronomen auf „kinderfreie Zonen“ – eine klare „Diskriminierung aus Altersgründen entsprechend Artikel 19 des EU-Vertrages“, sagt Arne Gericke, Europaabgeordneter der Familien-Partei. Nach einer offiziellen Parlamentarischen Anfrage an die EU-Kommission hat der Europapolitiker nun auch die EU-Grundrechteagentur in Wien eingeschalten: „Zu ihren Aufgaben zählt die Einhaltung der Grund- und Kinderrechte in Europa. Beides steht hier in Frage.“ Kritikern empfiehlt Gericke zudem einen Perspektivenwechsel: „Man stelle sich vor, es gäbe „seniorenfreie Zonen“ in Einkaufszentren, Hotels würden mit dem Prädikat „frauenfrei“ werben oder Cafes den Titel „Nur für Heteros!“ tragen. Der Aufschrei wäre – vollkommen zu Recht – groß!“
Bei der Ausgrenzung von Familien mit Kindern aber „müsse man das erdulden, es als Marketingstrategie sehen – nein, muss man nicht“, so Gericke: „Marketing ist beispielsweise die Idee der ‚Familienhotels‘ – hier wird speziell eine Zielgruppe angesprochen, ohne aber eine andere auszugrenzen. Wer als Single in einem solchen Hotel übernachten möchte, wird daran nicht gehindert.“ Und genau das sei der feine Unterschied zur Diskriminierung im Fall der „kinderfreien Zonen“: Hier werde „einer Zielgruppe ganz klar der Zutritt aus Altersgründen untersagt – das ist abartig.“
Als Europaabgeordneter stellt Gericke sich deshalb an die Spitze einer immer stärker werdenden Eltern- und Familienbewegung: „Wir wollen den familienfreundlichen Tourismus!“. Dass das auch wirtschaftlich Sinn mache, so Gericke, habe ihm die zuständige EU-Kommissarin Elżbieta Bieńkowska bereits bestätigt. In ihrer Antwort an Gericke schreibt sie: „Durch Familienfeindlichkeit entgehen Tourismus und Gastronomie in Europa jährlich Milliarden Euro an Einnahmen“.
Mit seiner Anfrage an die EU-Grundrechteagentur will der Europaabgeordnete nun noch einmal die rechtliche Frage prüfen lassen: „Wenn es ein EU-weites Diskriminierungsverbot aus Altersgründen gibt, dann muss das uneingeschränkt auch für Kinder gelten. Wenn hier Grauzonen vorliegen – dann müssen wir die ausräumen. Und zwar zu Gunsten der Kinder und Familien.“
Erst im Oktober letzten Jahres hatte der Rostocker Abgeordnete eine große Mehrheit des Europaparlaments hinter seinen Änderungsantrag gebracht, der fordert, Europa zur „familien-, kinder- und generationenfreundlichste Urlaubsregion der Welt“ zu machen. „Das ist ein klares Signal“, sagt Gericke – und will weiter dran arbeiten: „Familienfreundlicher Tourismus ist ein Bereich, für den Europa in mehrfacher Hinsicht verantwortlich zeichnet. Das Europaparlament ist der richtige Ort, um Entscheidendes für Familien zu bewegen.“
Foto: Der Europa-Abgeordnete der „Familien-Partei“, Arne Gericke, fordert Familienfreundlichkeit im Gastgewerbe ein. Foto: zg