Kaum volljährig geworden, kann „Kinder in der Stadt“ schon das nächste Jubiläum
feiern: Seit zehn Jahren gibt es die KidS Aktion „Tauschregale in Kindergärten“
Mit Unterstützung von Ikea und der Kinderstiftung Ulm haben wir nach und nach 90
Kindergärten in Ulm/Neu-Ulm und unserem weiteren Verbreitungsgebiet zwischen Alb
und Donau mit unseren besonderen Tauschregalen ausgestattet. Zu erkennen sind die
Tauschregale aus dem Projekt sofort an den dekorativen Kopfbrettern, die vorwiegend
von Schülern der Freien Waldorfschule Ulm in der Römerstraße unter Anleitung ihres Kunstlehrers Heinrich Römlein gestaltet wurden.
Aus diesen Regalen dürfen sich die Kinder jederzeit Bücher nehmen, anschauen und zurückstellen oder mit nach Hause nehmen und behalten. Vor allem letzteres sieht die Initiatorin des Projekts, Verlagsleiterin Almut Grote, als praktischen Beitrag zur Leseförderung, den gerade „Kinder in der Stadt“ gut leisten könne: „Die Idee des Tauschregals ist ja, dass Leute, die viele Bücher haben, eine sinnvolle Möglichkeit haben, überzählige Bücher zu verschenken, und andere, die sich Bücher vielleicht nicht kaufen würden, dort fündig
werden“, erklärt sie. „Kleine Kinder gehen nicht alleine an ein öffentliches Tauschregal
– aber in ihrem eigenen Kindergarten kommen auch die Kinder an die Bücher, deren Eltern nicht mit ihnen zum Tauschregal, in die Bücherei oder eine Buchhandlung gehen
würden.“
Das Engagement von „Kinder in der Stadt“ geht weit über das Aufstellen der Regale hinaus: Alle Kindergärten, die ein Tauschregal aus der Aktion haben, werden seitdem bei Bedarf von den Ausfahrern des Heftes auch mit weiteren Tausch-Büchern beliefert. „Es wird ja eher selten vorkommen, dass ein Kind ein Buch mit in den Kindergarten bringt, um es dort im Tauschregal gegen ein anderes auszutauschen“, erläutert Almut Grote das Konzept. „Eher werden vielleicht ab und zu Eltern ganze Kisten anliefern. Wir gingen jedoch davon aus – und die Erfahrung hat es bestätigt -, dass die Regale sich nach und nach leeren werden.“
Tatsächlich würden Kinderbücher ja oft erst aussortiert, wenn die Kinder dem Bilderbuchalter entwachsen sind, also meist gegen Ende der Grundschulzeit. Diese Eltern stünden oft gar nicht mehr in Kontakt mit dem ehemaligen Kindergarten. „Aber sie lesen immer noch „Kinder in der Stadt“ – und finden hier ihre Möglichkeit, die Kinderbücher sinnvoll weiterzugeben“, freut sich Almut Grote. „Immer wieder finde ich Kisten voller Bücher in unserer Lagergarage in Offenhausen, und auch im Familienzentrum Neu-Ulm, mit dem wir kooperieren, werden öfter Buchspenden für die Tauschregalaktion abgegeben.“
Vor fünf Jahren hat eine Umfrage, an der sich knapp die Hälfte der Tauschregal Kindergärten beteiligte, ergeben, dass die Tauschregale dort gut angenommen werden:
In 21 Kindergärten wurde beobachtet, dass mehrmals pro Woche mindestens ein Kind
ein Buch zum Lesen oder mit heim nahm, in vier Einrichtungen geschah dies sogar täglich, in fünf etwa einmal pro Woche, in sechs seltener. 21 Kitas erzählten gar von einer „festen kleinen Fangemeinde“ des Tauschregals, 15 freuten sich über die „gemütliche kleine Leseinsel“, die sie rund um das Tauschregal eingerichtet hatten, und elf Befragte vermuteten, dass in ihrer Einrichtung „Kinder, die uns bisher nicht als Leser aufgefallen sind, durch das Tauschregal mit dem Lesen angefangen haben.“
Zwölf Kindergärten haben im Laufe der Zeit ihre Tauschregale wieder zurückgegeben, weil sie „nicht angenommen wurden“ oder „zu viel Arbeit machen“. Diese Regale wurden jeweils sofort an andere Kindergärten weitergegeben, die bis dahin noch kein
Tauschregal hatten
Titelbild aus dem Liselotte-Forster-Kindergarten Illertissen-Au
Fotos von KidS Ulm