Seit mehr als sieben Wochen sind Kindertagesstätten und Schulen nun schon geschlossen und die Familien seitdem unter sich. Die andauernden Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie treffen Kinder in besonderer Weise. Sie können weder Klassenkameraden, Freunde noch Großeltern treffen und müssen viel Zeit zuhause verbringen. Außerdem spüren viele von ihnen eine wachsende Unsicherheit, die sich unter ihren Eltern ausbreitet. Was macht das mit Kindern?
„Die Ausgangsbeschränkungen konfrontieren Jungen und Mädchen mit ganz neuartigen Anforderungen, für die sie noch keine Routinen und Lösungsstrategien entwickelt haben. Genau wie Erwachsene können auch Kinder dies als Stress und Verunsicherung erleben und entsprechend reagieren“, erläutert Dr. Tobias Engelschalk, Diplom-Psychologe und Leiter der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Augsburg. Aggressionen oder Ängste gelten unter Experten als häufige Folgen. Was können Eltern tun?
Eltern sollten in diesen Tagen besonders achtsam sein, wenn ihr Kind Ängste, aggressive Verhaltensweisen, starke Stimmungsschwankungen, Schlaf- und Aufmerksamkeitsstörungen oder auch körperliche Symptome wie Bauch- und Kopfschmerzen zeigt, rät Dr. Tobias Engelschalk. Auf Verunsicherung und Stress reagieren Kinder mit einem stärkeren Bedürfnis nach Bindung. Gerade bei kleineren Kindern werde das Bedürfnis nach Bindung zum überwiegenden Teil durch die Eltern gestillt, so der KJF Erziehungsberater. „Deshalb brauchen Kinder jetzt ganz besonders das Gefühl von Sicherheit, Kontakt, Nähe und Geborgenheit“, betont Dr. Tobias Engelschalk.
Eltern können darauf relativ einfach in passender Weise reagieren. KJF Erziehungsberater Dr. Tobias Engelschalk hat für Eltern in dieser belasteten Situation einige Tipps zusammengestellt.
Fünf Tipps, wie Sie Ihren Kindern in der Corona-Krise das Gefühl von Sicherheit geben:
• Finden Sie heraus, wie Sie trotz der schwierigen Situation Ihr eigenes Stressempfinden reduzieren können. Das ist die Voraussetzung, damit Eltern Stresssignale ihres Kindes frühzeitig erkennen und angemessen darauf reagieren können. Nehmen Sie sich beispielsweise kurze Auszeiten von einer halben Stunde oder Stunde, in der etwa Ihr Partner die Kinder nimmt. Sie werden sehen: Wenn es Ihnen gut geht, profitiert davon automatisch Ihr Kind.
• Nehmen Sie sich viel Zeit, den Kindern nahe zu sein und zu spüren, was in ihnen vorgeht oder was sie gerade brauchen. Nehmen Sie Ihre Kinder beispielsweise regelmäßig in den Arm, drücken sie diese und sagen, wie lieb Sie sie haben. Schenken Sie ihnen gerade jetzt besonders viel Nähe und Zuwendung.
• Rufen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einfach mal den besten Freund, die Oma oder eine andere wichtige Bezugsperson an. So Zeigen Sie Ihrem Kind, dass die lieben Menschen im Umfeld alle noch da sind.
• Erklären Sie Ihrem Kind die Hintergründe der Kontaktbeschränkungen. Eine Situation, die das Kind verstehen kann, fühlt sich weniger beunruhigend an.
• Geben Sie sich und Ihrem Kind eine der Situation angepasste Tagesstruktur. Auch feste Rituale stärken das Gefühl von Sicherheit und Orientierung. Starten Sie den Tag beispielsweise mit einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück, danach gibt es eine kleine Lern-, Spiel oder Basteleinheit, dann teilen Sie einen gesunden Obstteller bevor es zum Spaziergang nach draußen geht.
Krisentelefon Für Eltern und Kinder in schwierigen Situationen hat die KJF Kinder- und Jugendhilfe ihre Telefon- und Onlineberatung ausgeweitet. Das Angebot ist kostenlos. Eltern erreichen die Experten in Augsburg von Montag bis Freitag jeweils zwischen 8.00 und 11.00 Uhr sowie Montag bis Donnerstag von 14.00 bis 16.00 Uhr und samstags von 10.00 bis 16.00 Uhr unter Telefon 0821 455410-0 und per E-Mail eb.augsburg@kjf-kjh.de. Auch außerhalb der genannten Zeiten können Telefontermine vereinbart werden.
Onlineberatung
Zusätzlich kann auch die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.