Sie beraten, helfen, unterstützen und packen tatkräftig mit an: Die Blaulichtorganisationen im Landkreis Neu-Ulm. Während der aktuellen Corona-Pandemie waren und sind sie besonders gefordert. Dabei kommen ihnen jahrelange Erfahrungen, Einsätze und Übungen jetzt zu Gute.
Jeden Tag treffen sich Vertreter der Feuerwehren, des Rettungsdienstes, der Bereitschaften des Bayerischen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks (THW) sowie der Polizei und Bundeswehr mit dem Örtlichen Einsatzleiter gemäß des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes, Dr. Bernhard Schmidt. Dieser lobt das gute Zusammenspiel: „Alle arbeiten gut zusammen und ergänzen sich.“ Auch wenn die Organisationen – außer der Bundeswehr – im Katastrophenfall zur Mithilfe verpflichtet sind, so sei es nicht selbstverständlich, dass alle sich mit derart vollem Einsatz engagieren. Zudem gebe es auch noch das reguläre Tagesgeschäft und laufende Einsätze außerhalb der Corona-Pandemie, die es zu bewältigen gilt. Für die ehrenamtlich Tätigen von BRK, THW und Feuerwehren bedeutet das außerdem, die Aufgaben mit dem regulären Job in Einklang zu bringen, was oftmals auch logistische Herausforderungen mit sich bringt.
Im Zuge des Katastrophenfalls und der Corona-Pandemie kümmert sich jede Organisation schwerpunktmäßig um verschiedene Aufgaben. Als „Werkstatt auf Rädern“ bezeichnet Helmut Kirchhauser die Arbeit des Technischen Hilfswerks (THW). Er ist verantwortlich für den Ortsverband Neu-Ulm und kümmert sich mit seinen Trupps vor allem um handwerkliche Aufgaben. Dazu gehört zum Beispiel der Einbau einer Sicherheitsschleuse in der Illertalklinik oder die Erstellung eines Schutzes aus Plexiglas im mobilen Testzentrum im Feuerwehrhaus Senden. Die Scheibe dient dazu, die Testpersonen bei der Aufnahme der Personalien von den Mitarbeitern des BRK vor Ort zu trennen. „Wir können ein breites Spektrum an Erfahrung und Fachwissen einbringen“, sagt Helmut Kirchhauser. Dabei arbeiten alt und jung Hand in Hand und alle sind gewissenhaft und mit Eifer bei der Sache. Außerdem übernimmt das THW den regelmäßigen Transport von Schutzausrüstung vom Zentrallager in München in den Landkreis. Von dort verteilen die Feuerwehren das Material unter anderem an die Kliniken, die Senioren- und Pflegeheime sowie Ärztinnen und Ärzte weiter.
Die Verteilung koordiniert die sogenannte Unterstützungsgruppe Örtlicher Einsatzleiter (UG ÖEL). Diese setzt sich im Landkreis Neu-Ulm aus Mitgliedern der Feuerwehr zusammen und unterstützt den Örtlichen Einsatzleiter Dr. Bernhard Schmidt. „Wir sind wie ein großes Sekretariat für den Örtlichen Einsatzleiter“, erläutert Thomas Zawadke, Leiter der UG ÖEL, der unter anderem auch Mitglied der Feuerwehr Thalfingen ist. „Wir sind zuständig für die organisatorische Hilfe und dabei vor allem mit der Materialbeschaffung beschäftigt.“ Dies sei – wie in allen Landkreisen – nach wie vor das bestimmende Thema. Dabei gelte es, die eingehenden Materialangebote zu prüfen, selbst Anfragen bei Firmen zu stellen und das Material dann über die Feuerwehren an die einzelnen Stellen zu verteilen. Hierbei hat sich mittlerweile ein routiniertes Konzept etabliert. Die zu beliefernden Stellen melden ihren Bedarf bis Montagvormittag. Am Dienstag macht die Feuerwehr Neu-Ulm die Bestellungen fertig, so dass diese am Mittwoch ausgefahren werden können.
Wie wichtig die Schutzausrüstung ist, kann das Bayerische Rote Kreuz (BRK) nur bestätigen. Das BRK erhält die eigenen notwendigen Materiallieferungen direkt über ihre Organisation und ist stark bei der Eindämmung der Corona-Pandemie gefordert. „Wir beraten rund um Fragen, die den Sanitätsbereich betreffen“, erläutert Michael Heinrich die Rolle des BRK im aktuellen Katastrophenfall und bei den täglichen Besprechungen. Heinrich ist stellvertretender Katastrophenschutzbeauftragter für das BRK im Landkreis Neu-Ulm. Zudem betreibt das BRK die Corona-Test-Station in Senden mit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weisen dort die Probanden ein und unterstützen den jeweiligen Arzt, der den Rachenabstrich nimmt. Dabei arbeitet das BRK eng mit dem Versorgungsarzt des Landkreises Neu-Ulm, Dr. Stefan Thamasett, zusammen und hat bei der Einrichtung der beiden Fieberambulanzen im Landkreis Neu-Ulm mitgeholfen. Hier haben sie unter anderem das benötigte Material für die Fieberambulanzen zur Verfügung gestellt sowie den Container für die Fieberambulanz in Altenstadt bereitgestellt und aufgebaut. Den Transport von Coronapatienten, die sich in Quarantäne befinden, zu den Fieberambulanzen hin und wieder zurück nach Hause, übernimmt der Rettungsdienst.
Ebenfalls Unterstützung gibt es bei der eingerichteten Schleuse vor dem SeniorenWohnen in Neu-Ulm/Ludwigsfeld. Seit über drei Wochen sind – anfangs rund um die Uhr, seit einer Woche von 5:00 bis 23:00 Uhr – mindestens zwei Helferinnen und Helfer im Schichtbetrieb vor Ort und helfen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim korrekten Ein- und Auskleiden. „Darüber hinaus haben wir auch die notwendige Infrastruktur der Schleuse, bestehend aus mehreren Zelten, Beleuchtung, Zeltheizung und entsprechendem Sichtschutz aufgestellt und die Abläufe strukturiert“, erzählt Florian Schaich, Katastrophenschutzbeauftragter für das BRK im Landkreis Neu-Ulm.
Dass die Quarantänebestimmungen sowie Ausgangsbeschränkungen beachtet werden, kontrolliert die Polizei. „Unsere Aufgabe ist es im Moment vor allem zu überwachen, dass die Rechtsverordnung zum Infektionsschutz eingehalten wird“, sagt Werner Bamberger von der Polizei in Neu-Ulm. Die Polizeidienststellen des Landkreises Neu-Ulm sind auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie vorbereitet. Dabei reagierten sie höchst flexibel auf die dienstlich notwendigen Änderungen und Zielsetzungen. Generell zufrieden ist Bamberger mit dem Verhalten der Bürgerinnen und Bürger. „Die meisten halten sich vorbildlich an die Auflagen“, sagt er. Dadurch bewegen sich die Ordnungswidrigkeiten im überschaubaren Rahmen.
Als Bindeglied zur Bundeswehr fungiert Oberstleutnant Herbert Walk, Leiter Kreisverbindungskommando Neu-Ulm, bei den täglichen Besprechungen. Er berät, welche Unterstützung die Bundeswehr im Katastrophenfall leisten kann und ist verantwortlich, entsprechende Anträge an die Bundeswehr zu formulieren; so zuletzt einen Antrag an das Bundeswehrkrankenhaus zur Desinfektion von Masken.
Die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen war bereits vor der Corona-Pandemie sehr gut, aber die jetzige Herausforderung „schweiße alle nochmal besonders zusammen“, meint Dr. Bernhard Schmidt. Ein Zusammenhalt, der sich auch innerhalb der verschiedenen Organisationen noch mal verstärkt habe. Von den 18- bis über 60-jährigen ziehen alle an einem Strang, wobei jeder von anderem profitiere. Die Jüngeren von den Erfahrungen der Älteren und die Älteren von den Ideen der Jüngeren.
Ein „großes Dankeschön“ spricht Landrat Thorsten Freudenberger allen Beteiligten aus. „Egal, ob hauptberuflich oder ehrenamtlich – alle Organisationen sind seit Wochen stets ansprechbar und bereit, zu unterstützen. Dass sich die erforderlichen Maßnahmen rasch und gut umsetzen lassen, liegt vor allem auch an der guten Kommunikation untereinander. Hier zeigt sich wie wichtig der regelmäßige Austausch ist.“ (pm/lra-nu)
An der Teststation in Senden unterstützt und arbeitet das BRK regelmäßig bei den Testungen mit. Foto: Landratsamt Neu-Ulm/Kerstin Weidner