1840-vor genau 175 Jahren – wurde die Bahnverbindung zwischen München und Augsburg eröffnet. Mit dieser Strecke wurde nicht nur die erste Ferneisenbahn in Bayern fertiggestellt, sondern zugleich der Beginn einer neuen Zeit eingeläutet. Das Schwäbischen Volkskundemuseum Oberschönenfeld nimmt mit der aktuellen Ausstellung „Höchste Eisenbahn! Mobilität für alle?“ kleine und große Besucher vom 22. März bis 18. Oktober mit auf eine Reise in das Eisenbahnzeitalter in Bayern – speziell in Schwaben. Ein Erlebnisrundgang für Kinder und Mitmachstationen für Groß und Klein, bieten vielfältige Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden und sich in vergangene Zeiten hineinzuversetzen.
Ansichten des ersten und frühe Ansichten des „neuen“ Augsburger Bahnhofs, Waggon- und Lokmodelle früher Eisenbahnen, die Uniform eines Bahnwärters und vor allem zahlreiche Fotografien geben einen spannenden Einblick in eine Zeit, in der die Eisenbahn Landschaft und Menschen nachhaltig prägte.
Ein Blickfang der Ausstellung ist das Modell eines Teilstückes der Staudenbahn rund um den Bahnhof Fischach im Maßstab 1:87, nachgebaut mit viel Liebe zum Detail. Hier erfährt der Besucher nicht nur faszinierende Einblicke in die Welt des Modellbahnbaus, sondern auch, wie sehr sich der Alltag durch die zahlreichen Bahnstrecken, die im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden – auch im ländlichen Raum – verändert hat.
Die Eisenbahn ermöglichte den Menschen eine bis dahin nie gekannte Mobilität. Reisen wurden nun für große Teile der Bevölkerung erschwinglich und ländliche Regionen wie das Allgäu wurden für den Tourismus erschlossen. Insbesondere Güter konnten nun über weite Strecken schnell und günstig transportiert werden. Die Eisenbahn zählt somit auch zum Wegbereiter der Industrialisierung.
Nicht nur für die größeren Städte war der Bahnanschluss wichtig, auch kleinere ländliche Gemeinden wollten von den positiven Einflüssen eines eigenen Bahnhofs profitieren. Doch gerade dort kämpften die Lokal- und Nebenbahnen seit den 1950er-Jahren um ihre Existenz, da immer mehr Menschen sich ein eigenes Auto leisten konnten. Manche Strecken wurden als unrentabel stillgelegt. Ein Beispiel ist die Staudenbahn zwischen Gessertshausen und Türkheim, deren täglicher Personenverkehr zwischen 1908 und 1912 begann und zwischen 1982 und 1991 wieder eingestellt wurde. Mittlerweile wird nach jahrelangen Diskussionen ihre Reaktivierung, über gelegentlichen Ausflugsverkehr hinaus, immer wahrscheinlicher.
Für die Menschen rund um die Eisenbahn hat sich in den letzten 175 Jahren viel verändert: Die ersten Dampfzüge beförderten die Reisenden in vier Klassen und fuhren mit rund 25 km/h durch die Landschaft, heute bringen moderne ICEs die Fahrgäste mit über 200 km/h ans Ziel. War damals kein Zug ohne Heizer unterwegs, sind heute Systemelektroniker gefragt. Und brachten die Menschen vor 175 Jahren dem neuen Verkehrsmittel noch eine Mischung aus Begeisterung und Skepsis entgegen, fahren heute zahlreiche Pendler täglich ganz selbstverständlich mit der Bahn zur Arbeit. So beleuchtet die Ausstellung in gezielten Ausblicken in die Gegenwart auch den Wandel, den die Eisenbahnreise bis heute vollzogen hat.
Info:
Schwäbisches Volkskundemuseum Oberschönenfeld, Oberschönenfeld 4, 86459 Gessertshausen, Öffnungszeiten: Di-So. 10 bis 17 Uhr, feiertags geöfnet; www.schwaebisches-volkskundemuseum.de