Wenn Wissen auf Knopfdruck abrufbar ist – wozu brauchen wir dann noch Schule? Ein neues Buch geht dieser Frage nach und zeigt unserem veralteten Schulsystem einen Weg aus dem Gefühl der Überforderung. Eine zukunftsweisende Pädagogik setzt ein tiefes Verständnis davon voraus, was den Menschen zum Menschen macht. Und sie schult alle Qualitäten, die im Umgang mit künstlicher Intelligenz nötig sind, um sie bestmöglich zu nutzen. Edwin Hübner ist langjähriger Inhaber der Professur am Lehrstuhl für Medienpädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart. Erklärtes Ziel seiner Monographie ist, Kollegien zu befähigen, die Entwicklungsschritte auf dem notwendigen Weg zur Neuerfindung von Schule gemeinsam zu gehen. Dazu mutet Hübner den Lesern zunächst einen fachkundigen Exkurs zu: Er nimmt sie mit in die Welt der Textgeneratoren, neuronalen Netzwerke und künstlichen Intelligenz. Was können diese Errungenschaften? Was können sie nicht? Sind sie tatsächlich fähig, „wahres“ Wissen auf Knopfdruck zu generieren? Die Antworten auf diese Fragen sind essenziell notwendiges Wissen für alle Lehrkräfte. Nicht zuletzt, um eine fundierte Einordnung vornehmen zu können. Nur wer nachvollziehen kann, dass und warum diese sogenannten intelligenten Systeme geronnene Vergangenheit repräsentieren und welche herausragende Stellung der mit Fantasie und Kreativität begabte Mensch auch in Zukunft einnehmen wird, kann Kindern und Jugendlichen die Voraussetzungen auf den Weg mitgeben, diese Rolle auszufüllen. Ebenso unabdingbar wie ein grundlegendes Verständnis des technischen Umfelds ist ein gemeinsames Bild vom Menschen mit seinem physischen Körper und seinem belebten Leib, seinem Denkvermögen und seinem Willen. Schule hat die Aufgabe, die Heranwachsenden in der ausgewogenen Entwicklung dieser Dimensionen des Menschseins zu unterstützen. Absolventen müssen nicht nur die gängigen technologischen Errungenschaften kennen und anwenden können. Sie werden auch die Verortung im Leib, ein individuelles und urteilsfähiges Denken sowie einen zukunftsgestaltenden kreativen Willen brauchen, um KI-Systeme in einem menschlichen Sinne zu nutzen und weiterzuentwickeln. Schlaglichthaft beleuchtet Hübner schließlich Konsequenzen für einige wichtige Unterrichtsgebiete und bietet Handlungsempfehlungen als Anregung für die Gestaltung einer den sich wandelnden Lebensverhältnissen anpassenden Schule der Gegenwart. Das Buch von Edwin Hübner: „ChatGPT. Symptom einer technischen Zukunft“ ist im Oktober 2023 bei der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen in der edition waldorf erschienen und als Softcover oder ePDF beim Verlag bzw. im Buchhandel erhältlich (ISBN: 9783989570115). |